Die verlorene Pracht. Oder: Wer wird noch an die Kirche glauben? Joachim Heimerl.

27 Gennaio 2024 Pubblicato da Lascia il tuo commento


Marco Tosatti

Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae, Dr. Joachim Heimerl, dem wir von Herzen danken, stellt Ihnen diese Überlegungen zur Krise der Kirche, die wir gerade erleben, zur Verfügung. Viel Spaß beim Lesen und Teilen.

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Der verlorene Glanz. Oder: Wer wird der Kirche noch glauben?

Von Joachim Heimerl

Die Kirche überstand den Wandel der Zeit aus einem Grund: Sie war ein Garant für eine größere Wahrheit, ein Fels für den Glauben von Milliarden. Zweifellos ist das vorbei. Die Kirche hat unter Franziskus ein enormes Glaubwürdigkeitsproblem. Jeder weiß: Der Papst will eine neue Kirche und doch scheint er nicht zu bemerken, dass er sie damit zu einem menschlichen Produkt degradiert. Er nimmt der Kirche die Substanz dessen, was sie ausgemacht hat: den Glanz der göttlichen Wahrheit. Franziskus ersetzt diesen überirdischen Glanz durch ein autokratisches Regiment und durch das, was er vage „Synodalität“ nennt. Seitdem herrscht der Eindruck, eine Bischofssynode könne im Namen des Heiligen Geistes sprechen und über Glaubenswahrheiten abstimmen. Franziskus betont zwar, er wolle kein Kirchenparlament; mit seiner neuartigen „Synode“ aus Bischöfen und Laien hat er aber genau dies geschaffen. Und doch: Franziskus braucht seine eigene Synode nicht. Während sich seine Vorgänger als Hüter der Wahrheit verstanden, sieht er sich als letzter Gesetzgeber in Glaubensdingen. Ein päpstlicher Federstrich genügt und was gestern noch der Glaube der Kirche gewesen ist, ist heute das Gegenteil. So hielt es Franziskus beispielsweise mit der Unauflöslichkeit der Ehe, mit der traditionellen Heiligen Messe und zuletzt mit „Segnung“ irregulärer Paare.

Was er nicht durch Dekrete verändert, stellt er in zahllosen Interviews in Frage: Vom Zölibat bis zur Wirklichkeit der Hölle ist inzwischen nichts mehr vor ihm sicher. Insgesamt steht die „franziskanische“ Kirche damit weniger für den Glanz göttlicher Wahrheit als für einen zersetzenden Relativismus, der in einen finsteren Nihilismus führt: Wenn die Hölle leer ist, wie der Papst behauptet, dann gibt es keine Sünde und auch keine Erlösung, dann brauchen wir nichts mehr von dem zu glauben, was Gott geoffenbart und die Kirche immer gelehrt hat.  – Natürlich kann man dann auch irreguläre Paare „segnen“ und Ehebrecher zur Kommunion zulassen, denn letztlich ist eben alles erlaubt und alles egal. Wie Franziskus sagt, kommt ohnehin der individuelle Glaube zuerst, während die Kirche „nicht so wichtig“ sei.  – Nur: Wer soll denn noch an die Kirche glauben, wenn es der Papst nicht einmal mehr selber tut? Wer braucht eine Kirche, wenn sie nicht die „Stadt auf dem Berge“ oder das „Licht der Welt“ ist? Und wer wird sich an einer Kirche orientieren, die keine andere Richtung vorgibt, als dies Politik und Gesellschaft ohnehin schon tun?

Der Fall eines deutschen Bischofs wirkt wie eine Karikatur auf diese Situation: Dieser Bischof äußerte sich auffallend entschieden gegen die „Segnung“ homosexueller Paare. Als der Papst diese „Segnung“ plötzlich erlaubte, behauptete der Bischof das Gegenteil und bestand sogar darauf, die päpstliche Erlaubnis ginge nicht weit genug. – Wer soll solchen Bischöfen noch vertrauen und wem sind sie ein Vorbild im Glauben? Letztlich sind sie das traurige Symptom eines Lehramts, das unter dem gegenwärtigen Papst völlig zusammengebrochen ist. Die Hirten haben sich zu den Wölfen gesellt und lassen die Herde Christi im Stich.

Franziskus ist damit gelungen, was keiner seiner Vorgänger für möglich hielt: Er hat spätestens mit der „Segnung“ homosexueller Paare die Kirche im Inneren gespalten und sie in den Augen der Welt überflüssig gemacht. Wer sollte auch einer Kirche glauben, die heute „segnet“, was gestern noch Sünde war, und die heute als richtig lehrt, was Jahrtausende falsch gewesen ist?

Benedikt XVI. hat genau vor diesem Glaubwürdigkeitsverlust gewarnt, als er der Kirche die überlieferte Heilige Messe zurückgegeben hat. Er schrieb damals: „Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“ – So ist es. Doch Franziskus hat diese prophetische Warnung – wie vieles –  missachtet und mit dem weitgehenden Verbot der alten Messe ein verheerendes Zeichen gesetzt, das längst zum Symbol seines zerstörerischen Pontifikates geworden ist: Er hat auf allen Ebenen das für die Kirche lebenswichtige Prinzip der Kontinuität durch das Prinzip des Bruchs ersetzt. Es nutzt nichts, wenn er beständig betont, die Kirche müsse evangelisieren, wenn er die Botschaft des Evangeliums jeder Glaubwürdigkeit beraubt. Relative Wahrheiten interessieren niemand. Die Welt ist auch ohne die Kirche voll genug davon.

Nach dem Ende dieses Pontifikats wird dies vielleicht auch das Heilige Kollegium erkennen und einen Papst wählen, der der Kirche den Glanz der Wahrheit und ihre Glaubwürdigkeit zurückgeben kann.

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