Ein Schlüssel zum Heiligtum: „Hymnen an die Kirche“ von Gertrud von Le Fort. Joachim Heimerl.

5 Marzo 2025 Pubblicato da

Marco Tosatti

Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae, Pater Joachim Heimerl, dem wir von ganzem Herzen danken, stellt Ihnen diese Überlegungen zu einem Text von Gertrud von Le Fort zur Verfügung. Wir entschuldigen uns für die literarische Unzulänglichkeit der Übersetzung der Verse der Autorin. Viel Spaß beim Lesen und Meditieren.

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Ein Schlüssel zum Heiligtum: Gertrud von Le Forts „Hymnen an die Kirche“

Von Joachim Heimerl

Wer nach dem Geheimnis der Kirche sucht, kann zum Katechismus greifen oder zur Literatur. Gertrud von Le Forts „Hymnen an die Kirche“ (1924) sind sicher eine sprachmächtige Spur.

Sie klingen ebenso an die Psalmen an wie an die Gedichte des Heiligen Johannes vom Kreuz. Gleichzeitig stehen sie in der Nachfolge von Droste-Hülshoffs „Geistlichem Jahr“. Und doch ist es keine Katholikin, die diesen Zyklus verfasst; Le Fort konvertiert erst 1926. Allerdings bezeichnen die Hymnen ihren geistlichen Weg; dementsprechend ist der erste Teil mit „Heimweg zur Kirche“ überschrieben. Darauf folgen die „Heiligkeit der Kirche“, „Das Beten der Kirche“ und „Corpus Christi Mysticum“. Durch das „Jahr der Kirche“ geht es dann auf „Die Letzten Dinge“ zu.

Der sehnsuchtsvollen Tiefe der Hymnen kann man sich kaum entziehen. Sie sind eine poetische Schau der Kirche, ein Schlüssel zum Heiligtum. Besonders deutlich wird dies am Hauptthema: „Die Heiligkeit der Kirche“. Hier spricht die Kirche über sich selbst:

„Ich war die Sehnsucht aller Zeiten, ich war das Licht

aller Zeiten, ich bin die Fülle aller Zeiten.“

Alle Heiligkeit weist auf die Ewigkeit hin und nur das Heilige hat ewigen Charakter. Das gilt insbesondere für die Kirche. Sie ist die Sehnsucht und die Erfüllung der Geschichte, denn Gott hat alles auf sie hingeordnet. Sie ist sein Volk, dessen Einheit auf die trinitarische Einheit verweist:

„Siehe, in mir knien Völker, die lange dahin sind, und

aus meiner Seele leuchten nach dem Ewigen viele

Heiden.“

Indem sich alle Völker und Religionen nach der Wahrheit Gottes ausstrecken, sind sie auf die Kirche bezogen und münden in sie ein. Kirche sein, heißt vor allem auf dem einen und einzigen Weg unterwegs sein, und so wie Christus von sich selbst sagt „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh. 14, 6), kann auch seine Braut, die Kirche, von sich sagen:

„Ich bin die Straße aller Straßen; auf mir ziehen die

Jahrtausende zu Gott!“

Selten findet sich das Bild der pilgernden Kirche poetischer ausgedrückt als hier. Nur sie erschließt jedem Menschen das Heil, das wiederum Christus durch sie vermittelt: Die Kirche ist das allgemeine Sakrament des Heiles.

Nach dieser Selbstoffenbarung der Kirche wendet sich nun das lyrische Ich an sie:

„Du bist wie ein Fels, der gegen die Ewigkeit abstürzt,

aber das Geschlecht meiner Tage ist wie Sand, der ins Nichts fällt!“

Der Vergänglichkeit und Haltlosigkeit des Menschen steht der Fels der Kirche gegenüber; nur er biete eine letzte Stabilität. Als Felsen Petri ist sie katholisch und apostolisch und nur so ist sie Kirche im vollen Sinn. Sie ist ewig, heilig und kein Werk von Menschenhand:

„Denn Du lässt Dich nicht ins Joch der Menschen beugen

und leihst Deine Stimme nicht ihrer Vergängnis.“

Gott offenbart sich eben nie in den Stimmen der Zeit, und schon deshalb steht die Kirche nicht im Fluss des Vergänglichen:

„Deiner Stunde schlägt keine Stunde, und deine Grenzen

sind ohne Grenzen, denn Du trägst im Schoße das

Erbarmen des Herrn.“

Während man in Deutschland eine zeitgeistige Kirche errichter, weitet Le Fort den Blick und hebt ihn nach oben: Die Kirche ist ein Geschenk des göttlichen Erbarmens und deshalb ist ihr ewiger Bestand zugesichert (vgl. Mt 16,19). Sie ändert sich so wenig, wie sich Gottes Erbarmen ändert, das sie bewahrt und den Menschen schenkt:

„Deine Lehre ist wie eine Feste auf uneinnehmbaren

Bergen. (…)

Du bist wie ein Turm inmitten reißender Wasser.“

Als barmherzige Mutter ist die Kirche auch Lehrerin: Die Welt und die gesamte Zivilisation haben ihre Quellen in ihr:

„Die Barmherzigkeit der Welt ist Deine entlaufene Tochter,

und alles Recht der Menschen hat von Dir empfangen.

Alle Weisheit der Menschen hat von Dir gelernt.“

Ohne die Kirche gäbe es keine weltliche Ordnung; auf ihrer Lehre bauen alle Wissenschaften auf. Sie ist das Kontinuum im Wandel der Zeit; nur in ihr enträtseln sich die Fragen der Menschheit:

„Du bist die verborgene Schrift unter all ihren Zeichen.

Du bist der verborgene Strom in der Tiefe ihrer Wasser.“

All dies weist nur auf die eigentliche Sendung der Kirche hin: Sie ist keineswegs nur die „Straße“, die zu Gott führt, sondern die einzige Wegweiserin zu ihm:

„Die Irrenden gehen nicht unter, weil du noch den Weg

weißt, und die Sünder werden verschont, weil du

noch betest.“

Dass die Kirche einen missionarischen Auftrag hat, hört man heute selten. Dabei ist ihr dieser Auftrag von Christus verliehen (vgl. Mt. 28,19). Eine Kirche, die dem nicht gerecht wird, hört auf, die Kirche Christi zu sein. Dabei ist sie nicht nur Missionarin, sondern auch Beterin und niemals könnte sie das eine oder das andere sein. Wo man heute die eucharistische Anbetung pflegt, ist dieser Herzschlag der Kirche zu spüren: Nur der Strom ihres Beten trägt sie durch die Zeit:

„Deine Gebete sind wie tausendjährige Eichen, und deine

Psalmen haben den Atem der Meere.“

Als Gebet des Gottesvolkes verbinden die Psalmen die Beter aller Zeiten. Weil sie ein liturgisches Gebet sind, weisen sie auf die höchste Form allen Betens hin: auf die Darbringung des Heiligen Opfers. Indem die Kirche dies unablässig vollzieht, betet sie anstelle aller Menschen. Sie tut dies um ihres Heiles willen und macht damit klar, worin der tiefste Beweggrund ihrer Sendung besteht: in der Liebe Gottes zu allen Menschen. Nur um des Gebets seiner Kirche willen, erhält er die Schöpfung im Dasein, ob die Menschen dies erkennen oder nicht:

„Denn um deinetwillen lassen die Himmel den Erdball

nicht fallen; alle, die dich lästern, leben nur von dir!“

Wer würde hier nicht an Pater Pio (1887-1968) denken, demzufolge die Erde eher ohne die Sonne existieren könne, als ohne die Heilige Messe. Dass dem so ist, haben die Menschen aller Zeiten so wenig erkannt, wie sie dies heute tun. Allerdings hat die Leugnung dieser Wahrheit inzwischen sogar das Innere der Kirche ergriffen. Der Glaubensabfall bringt das lyrische Ich aber nicht ins Wanken. Im Gegenteil: Abschließend fasst es noch einmal zusammen, was es bisher über die Kirche gesagt hat, und gibt ihm – sub specie aeternitatis – äußersten Nachdruck:

„Du bist das einzige Zeichen des Ew’gen über dieser Erde;

alles, was Du nicht verwandelst, überwandelt der

Tod.“

Als Sakrament und damit als sichtbares Zeichen des „Ew’gen“ ist die Kirche die Spenderin allen Lebens, die „fruchtbare Mutter aller Kinder Gottes“. Sie ist der mystische Leib, dessen Haupt wiederum Christus ist. Sie lebt aus ihm, in ihm und für ihn, und er wiederum lebt nur in ihr. Wer in dieses Leben eintritt, ist dem Tod entrissen. Nur die Kirche ist schließlich die Gemeinschaft aller Lebenden, die sich um Gott versammeln und die für immer vor ihm lebendig sind (vgl. Lk 20,38).

Dementsprechend erinnert die letzte Hymne daran, dass sich die Heiligkeit der Kirche in der Gemeinschaft aller Heiligen konkretisiert. Die Heiligen sind es, die die triumphierende Kirche des Himmels mit der streitenden Kirche auf Erden und der leidenden im Ort der Läuterung verbinden. Sie sind es auch, die in der Welt davon Zeugnis ablegen, dass unsere Heimat der Himmel ist. Die Heiligen sind der Maßstab, den Gott an die Kirche und jeden Menschen anlegt:

„Sie sind wie ein Jauchzen an den Tod, sie sind wie ein

Leuchten unter dunkler Marter.“

Die Kirche ist eben nie von dieser Welt und die Heiligen passen sich der Welt nicht an, sondern stehen quer zu ihr. Das zeigt das Feuer des Heiligen Geistes, das in allen Heiligen brennt. Man erkennt sie auf den ersten Blick:

„Sie sind wie Wasser, die aufwärts fließen gegen die Berge.

Sie sind wie Feuer, die ohne Herdstatt brennen.

Durch ihre Fürbitte im Himmel festigen sie die Kirche. Aus dem Schatz ihrer Verdienste schöpft sie ihren Reichtum und ihre Kraft:

„Du gießt ihre Kraft aus wie ein Gefäß der Erquickung

und gießt ihr Blut aus wie einen Becher voller Wein.“

Die eucharistischen Bilder von Blut und Wein deuten hier darauf hin, dass alle Heiligkeit von Christus stammt. Nur in ihm erschließt sich das Geheimnis der Kirche, und Le Forts Hymnen lassen es in seiner übernatürlichen Schönheit erstrahlen.     

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